Der Auftrag der Bundeswehr fordert von den Soldaten und Soldatinnen hohe Einsatzbereitschaft, Mobilität, Flexibilität und Lernbereitschaft. Die Anforderungen, die dabei an sie und ihre Familien gestellt werden, sind in der Regel belastender als die Anforderungen an Beschäftigte anderer Berufsgruppen.
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Der Dienst bringt immer wieder Trennungen von Partner und/oder Familie mit sich.
Eine wesentliche Begleiterscheinung des Dienstes bei der Bundeswehr ist demnach das Abschiednehmen von Partner und/oder Familie:
Der alltägliche Abschied bis zum Abend
Der Abschied bis zum Wochenende
Der Abschied für mehrere Wochen und/oder Monate
Der unvorhersehbare und tragische Abschied für immer…
Das Bild zeigt eine Abschiedsszene (abstrahiert):
Für die Zeit des Dienstes müssen Partner und Familie unwillkürlich in den Hintergrund treten.
Der Dienst trennt Partner und Familie voneinander.
Das Winken zum Abschied ist ein Symbol für den Wunsch nach dem Wiedersehen.
Das Diorama versucht das weite Spannungsfeld »Dienst-Familie-Partnerschaft« des hoch komplexen Soldatenberufes in sechs Facetten von Freud bis Leid – Mobilität / Heimat / Einsatz / Hochzeit / Kinderbetreuung / Trennung – des täglichen Lebens darzustellen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Durch die Drehbarkeit des Rondells und die Austauschbarkeit der Facetten soll die Unvorhersehbarkeit, die Zufälligkeit der Reihenfolge der Ereignisse und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Betrachtungsweise unterstrichen bzw. herausgehoben werden.
Mit diesen Bild »A spark of hope – ein Fünkchen Hoffnung« wollte ich eine Erinnerung an den Augenblick schaffen, der Moment der Trennung und ein Erwachen von Hoffnung.
Der Betrachter kann sich in mehrere Perspektiven hinein versetzen. Zum einen die Gesamtheit als Außenstehender, der sich die Situation ansieht.
Doch wer dieses Bild länger betrachtet, kann sich in die einzelnen Rollen versetzen und fühlt den Moment des Augenblicks.
Zum einen, der Soldaten selbst. Das Schiff verlässt den Heimathafen, ein Datum, was schon seit Wochen bekannt ist, ein Tag dem man entgegenfiebert und ein Moment des Abschiedes, wo die Gefühle Achterbahn fahren. Man freut sich auf die Abenteuer, fremde Länder, andere Sitten und Gebräuche, neue Leute und Erfahrungen. Aber es plagt einen auch die Ungewissheit: »Was wird passieren? Wie komme ich mit dem Leben an Bord klar? Wann komme ich wieder nach Hause? Hab ich alle Sachen dabei und an alles gedacht? Wie kommt meine Familie damit klar?«
Fragen über Fragen gehen einem schon weit vorher durch den Kopf. Und wenn man beim Auslaufen an Oberdeck steht und einen diese Dinge durch den Kopf gehen lässt, bemerkt man gar nicht richtig, wie die Schlepper das Schiff von der Pier wegziehen. Eh man sich versieht, ist der Abstand zur Pier so groß, dass die Liebsten nur noch als kleinen Punkt erscheinen und die Bewegung vom Wasser einen langsam beruhigen. Auf einmal kommt man zu sich, man denkt nach vorne und die Zeit beginnt für einen zu laufen.
»Ein Fünkchen Hoffnung« macht sich breit und man freut sich auf die kommende Zeit und vor allem auf die gemeinsame Zeit danach.
Während das Schiff die Molenköpfe passiert und das Typhon ertönt, stehen die Angehörigen auf der Pier und winken sehnsüchtig ihren Liebsten hinterher. Man versucht noch zu erkennen, wo der Partner an Oberdeck stand, aber mit zunehmender Entfernung wird es immer schwerer. Man möchte hinter dem Angehörigen stehen, ihn unterstützen und versuchen, zuversichtlich und stark zu wirken. Aber auch hier machen sich Ängste und Ungewissheit breit. Nun endlich kann man weinen, muss nicht mehr tapfer und stark sein. Die Tränen kullern die Wange herunter und man fühlt sich ohnmächtig. »Jetzt ist der Partner weg! Wann kommt er wieder? Hoffentlich passiert nichts Schlimmes? Hoffentlich meldet er sich bald wieder? Hoffentlich vergisst er mich nicht?«
Doch wenn man die Menschen auf der Pier betrachtet, sieht man, sie haben alle eins gemeinsam: Im Moment verabschieden sie ihre oder ihren Liebsten! Egal ob Mann oder Frau, Freund oder Freundin, Tochter, Sohn oder Enkel. Alle haben ähnliche Gefühle oder Ängste und verstehen untereinander. Sie tauschen sich aus, helfen und stützen sich gegenseitig.
Die linke Hand mit dem Blatt Papier stellt eine Person dar, die den Augenblick, die letzte Erinnerung ganz festhält, er kann fühlen was die Person an Bord gerade empfindet, wie sie sich fühlt und schöpft aus diesem Moment »ein Fünkchen Hoffnung«.
Hoffnung, dass er seinen Angehörigen an Bord in einigen Monaten gesund und munter wieder sehen wird. In einigen Monaten wird er wieder hier stehen mit der gleichen Erinnerung in der Hand und mit der freudigen Erwartung, diese Person wieder in die Arme schließen zu können.
Ich habe zu beiden Perspektiven Bezug und egal in welche Situation ich mich versetze, auf dem Schiff oder auf der Pier, es weckt Gefühle und Erinnerungen in mir.
Die Presse begleitet das gesamte Geschehen, nicht nur Ein- und Auslaufen eines Schiffes, sie berichten auch über Einheiten im Einsatz, gegebenenfalls Zwischenfälle und besondere Ereignisse. Erreicht werden sie dennoch nicht überall, die Betroffenen, zum Beispiel, unter der Sonne Afrikas werden diese Medien erst sehr spät erreichen, wenn überhaupt! Die Angehörigen werden somit auf dem Laufenden gehalten und können verfolgen, was ihre Liebsten tun und wo sie gerade sind, oder doch beunruhigt und verwirrt?
Nachrichten bekommen oft einen bitteren Beigeschmack, wenn sie interessanter ausgeschmückt werden, damit sie gelesen oder gesehen werden.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Familie so eine Situation überstehen kann, wenn dieses Fünkchen Hoffnung existiert, man daran glaubt, sich wieder in die Arme zu schließen und für die Tätigkeit des Partners Verständnis hat, sich gegenseitig unterstützt und vertraut. Eine Familie ist das höchste Gut, was man besitzen kann und sollte immer an erster Stelle stehen. Aufgrund unseres Berufes ist das leider nicht immer machbar, aber nur wegen der Entfernung, denn im Herzen stehen sie immer auf Platz 1.
Beginnend im oberen Teil des Bildes stellt der durchgehende Himmel die Freiheit der Gedanken und die familiäre Verbundenheit dar. Bei dem hier verwendeten Himmel aber auch wie beim Kind und der Waffe spielt die blaue Farbe, welche Sehnsucht und Ferne bedeutet, eine besondere Rolle.
Die fließende »Trennung« in der Mitte des Bildes zeigt sich als Fluss der Gedanken des Soldaten. Mit dem Anblick der Berge assoziiert der Soldat zwangsläufig auch die Berge in der Heimat und seine Familie, welche sich gerade im Urlaub befindet.
In Gedanken vergisst der Soldat einen Augenblick lang seine Waffe und stellt sich seinen Sohn in den Armen vor, den er lange nicht mehr gesehen und gehalten hat. Sein ernster Gesichtsausdruck repräsentiert den Ernst zum Dienst.
Zeitgleich lenkt die Ehefrau ihre Gedanken an den Ehemann, der sich in Afghanistan befindet. Die blaue Waffe stellt dies symbolisch dar. Der lachende Gesichtsausdruck der Ehefrau und die ausgebreiteten Arme symbolisieren dabei die Liebe und das Verständnis für den Beruf des Mannes. Die Moschee und die Kirche im Bild sind miteinander gradlinig verbunden und stellen die verschiedenen Glaubensrichtungen der Soldaten und ihren Familien dar.
Die Arbeit will einige Aspekte der Vielschichtigkeit des Einsatzes für Familie und Soldat zeigen.
N.A.
Der Titel meines Werkes lautet »Zerrissen«. Der Stein des Anstoßes zu diesem Bild liegt in der Uhr mit zersprungenem Glas. Der Schaden an der Uhrentstand während einer Einsatzübung. Das zersprungene Glas symbolisiert für mich die Seele eines Soldaten, der im Einsatz, sprich im Dienst, wie das Glas einer Uhr Schadennehmen kann. Wenn der Soldat nach Hause kommt, braucht er seine Familie oder jemanden, dem er sich anvertrauen kann. Zum Beispiel seine Freundin, Freund oder Ehepartner. Bei meinem Werk mag man an einen Soldaten denken, der in einem Einsatz war und dort grauenvolle Dinge erlebt hat. Erlebnisse, die Zivilisten meist nicht nachvollziehen können. Aber genau diese Erlebnisse können Soldaten oftmals nicht mit ihren Angehörigen oder Freunden teilen. Sie wollen nicht erzählen, wie schrecklich ihre Erlebnisse waren und was sie gesehen haben. Der Soldat will seinen Partner der die Familie nicht belasten. Er ist innerlich zerrissen, seine Seele, seine Gedanken, sein »Ich«, ist »Zerrissen« wie das Glas der Uhr an seinem Arm. Er wird gehalten von Jemand, der ihm hilft, das Erlebte zu verarbeiten. Jemanden, der ihm hilft, seinen Dienst weiterhin zu tun. Vielleicht von der Familie – vielleicht von seinem Partner. In meinem Werk habe ich bewusst auf Einheitszeichen, Truppengattung und Dienstgrad verzichtet, denn es kann jeden treffen. Ein Erlebnis, das einen verändert und innerlich zerspringen lässt. Ein Erlebnis, nachdem man zerrissen ist.
Der steinige Weg zeigt ein Mobile mit einem bunten Holzhaus und Puzzleteilen aus Birkensperrholz. Auf den Puzzleteilen ist ein Weg aus Mosaiksteinen gelegt, der die Worte: »Familie«, »Einsatz«, »Urlaub« zeigt. Auf der Rückseite der Puzzleteile sind Assoziationen aufgeschrieben, die zu den Lebenswelten gehören. Der Weg geht mit der Familie los, mit bunten Steinen und grüner Schrift und grüner Wiese als Umfeld. Er führt durch den Einsatz (Dienst) in gelber Schrift mit roten Mosaiksteinen umlegt und rotbrauner Wüste ummalt und endet im Urlaub als gelber Strandweg mit blauem Wasser umgeben und roter Schrift. Für ein Kind ist dieses Puzzle aus Anspannung und Entspannung, Gefahr und Gemeinschaft, Abwesenheit und Anwesenheit verwirrend und oft undurchschaubar wie das Mobile über dem Bett. Das bunte Haus symbolisiert dabei das eigene Zuhause. Wenn die Familie als solche sich wie immer wieder die Mühe macht, aus den Puzzleteilen ein Bild zu legen, kommt Sinn und Klarheit in dieses verwirrende Spiel. Damit Dienst und Partnerschaft, Familie, Einsatz und Urlaub in ausgeglichenem Miteinander gelingen, muss dieser steinige Weg immer neu.
Drei Säulen »Dienst«, »Familie« und »Partnerschaft« tragen das Haus der Familie. Am Anfang war der gemeinsame Weg, der zu einer goldenen Treppe führte – man hätte auch getrennt weitergehen können – aber die Entscheidung und die schmale Treppe ließ zusammenwachsen, was zusammengehört. Wo auch immer der Soldat sich aufhält – und wenn es auf der anderen Seite der Erdkugel ist – so gehört er doch immer zur Familie. Die modernen Kommunikationsmittel erreichen ihn in jedem Einsatzgebiet. Die Partnerschaft trägt alle Familienmitglieder. Die »Pflicht zur Kameradschaft« und die gegenseitige Sorge und Fürsorge bilden das unsichtbare Band, das uns, ob im Dienst oder privat, miteinander verbindet.
Die schönsten Momente entstehen, wenn man seine eigene Familie bei einem Konzert miterleben kann! Und für die Familie ist es das Schönste, ein Konzert der Bigband der Bundeswehr mitzuerleben. Das ist eine Familienarbeit, bei der unsere ganzen Familienmitglieder mitgewirkt haben!
Eine Antwort auf die Frage: Wie schaffen es die Menschen, das Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie zu gestalten? Dies versuche ich mit meinem Bild: »SCHUTZZONE« zu geben. Ich habe mich mit biblischen Aussagen zum Thema auseinandergesetzt. Wir leben alle unter einem Kreuz, in unserem Alltag mit Freuden und Lasten.
Der Glaube an Gott verbindet und befreit. Alle Sehnsucht bei dem Kind, das für die Zukunft steht und die Mutter mit ihren Sorgen und Ängsten, dürfen getrost an Gott abgegeben werden. Gott ist nur ein Gebet weit entfernt, ob in Afghanistan oder zu Hause. Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich auf Händen tragen. Psalm 91,12.
Diese Zusage gilt für alle Menschen, die sich an ihn wenden. Der Schutzengel, wie wir ihn aus Kindertagen kennen, beschützt alle mit seinem unsichtbaren Schein.
Der kleine Punkt im Thementitel ist ganz bewusst gesetzt. Denn es stellt sich die Frage, wo beginnt Unverwundbarkeit und wo endet sie? Für Bundeswehrangehörige ist diese Frage fester Bestandteil des Berufes, der gewählt wurde, ob im Einsatz oder im Büro, ob unterwegs oder stationär. Und das höchste Gut, das Leben, zu schützen ist eine bedeutende Aufgabe, die oft an die Grenzen des Menschlichen geht.
Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für viele gesellschaftliche Bereiche: Mensch, Familie, Demokratie, Freiheit. In den unterschiedlichen Lebensbereichen muss tagtäglich daran mitgearbeitet werden, neue Wunden zu vermeiden. Und wir müssen bereit sein, entstandene Versehrtheit mitzutragen und gemeinsam zu überwinden.
Dabei kennt Verwundung keine Unterschiede in Ort und Zeit, in Kultur und Religion. Sie trifft jeden Menschen und jede Nation.
Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr ruft dazu auf, das persönliche Spannungsfeld zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit aufzuzeigen. Machen Sie als Teilnehmende sichtbar, was im Verborgenen liegt. Was nicht gesehen wird und was gesehen werden sollte. Zeigen Sie, was sich ändern kann, was getan werden kann, was wirklich da ist.
Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr feiert 2022 sein 25-jähriges Bestehen. In all der Zeit gab es noch kein so anspruchsvolles Thema wie dieses Mal. Und das ist gut so. Es soll immer eine Herausforderung bleiben, sich gedanklich und kreativ mit einem Thema auseinanderzusetzen, das die Bundeswehr und die Zivilgesellschaft gleichermaßen betrifft.
Was Loyalität mit der Bundeswehr zu tun hat, ist vordergründig klar: Gewissenhaftigkeit, Dienst, Treue. Und Loyalität ist noch mehr: Vertrauen, Freundschaft, Hingabe ohne Selbstaufgabe, mitdenken und kritisch sein. Ja, kritisch sein ist gelebte Loyalität. Vergleichbar mit dem Kameraden, der einem die Wahrheit sagt, wenn es sonst niemand macht. Und in der Familie? Genauso. Einander beistehen in guten und schlechten Tagen – so ist es wünschenswert.
Hier zeigt sich Loyalität ebenso wie bei Soldat/-innen im Einsatz. Der entscheidende Unterschied ist jedoch lebenswichtig: die Bundeswehr als Parlamentsarmee handelt im Auftrag und Loyalität ist die gegenseitige Haltung des Respekts und des Vertrauens. Für die Menschen, für den Auftrag, für das Leben. Gegenseitig.
Auch die Kunst ist eine Form der Loyalität. Immer der Ehrlichkeit verpflichtet, hinterfragt sie Gegebenes, scheinbar Selbstverständliches. Und sie kann Gutes bestärken, Halt geben.
Wie sieht Loyalität in ihrem Berufsalltag aus? Was sehen sie, was andere nicht sehen? Was macht sie stark? Wir freuen uns auf ihre Beiträge zu diesem besonderen Kunstwettbewerb der Bundeswehr.
Der Auftrag der Bundeswehr fordert von den Soldaten und Soldatinnen hohe Einsatzbereitschaft, Mobilität, Flexibilität und Lernbereitschaft. Die Anforderungen, die dabei an sie und ihre Familien gestellt werden, sind in der Regel belastender als die Anforderungen an Beschäftigte anderer Berufsgruppen.
Einsätze der Bundeswehr im Ausland, eine hohe Anzahl dienstlich veranlasster Abwesenheitstage und das Pendeln zwischen Wohn- und Dienstort können mitunter für Familien und Partnerschaften eine besondere Belastung darstellen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn auf Grund dieser Situation der Partner zu Hause gezwungen ist, sich allein um die Kinder, den Haushalt und die anderen Angelegenheiten des täglichen Lebens zu kümmern.
Familien und Partnerschaften sind Kraftquelle und Rückhalt der Soldaten und Soldatinnen. Daher hat die Vereinbarkeit von Familie und Dienst sowohl im Zusammenhang mit den oben beschriebenen Rahmenbedingungen als auch infolge der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung für ihre individuelle Lebensgestaltung einen hohen Stellenwert.
Die Rolle der Frau hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten einer höheren Eigenständigkeit gewandelt. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist ein allgemein anerkanntes gesellschaftliches Ziel. Darüber hinaus zeigt der gesellschaftliche Wandel zentraler Lebensinteressen, dass neben Beruf, Einkommen und Karriere gleichzeitig und gleichwertig Familie, Freizeit und Freundeskreis treten. Damit gewinnt die Familie als Lebensmittel- und Ankerpunkt auch für Soldaten und Soldatinnen überdurchschnittliche Bedeutung.
Einsatzfähigkeit und Auftragserfüllung der Streitkräfte und die Forderungen nach Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften stellen nicht prinzipiell konkurrierende Ziele dar. Sie bilden einen Rahmen, ein Spannungsfeld, in dem sich Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr bewegen und gemeinsam nach Lösungen suchen müssen.
Wie schaffen es die Soldaten und ihre Familien, dieses Spannungsfeld auszuhalten und zu gestalten? Wie schafft es die Bundeswehr, den Herausforderungen der Zeit (demographischer Wandel, Veränderung von Wertvorstellungen in der Gesellschaft) zu begegnen und sich als attraktiver Arbeitgeber zukunftsorientiert weiterzuentwickeln? Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist ein Thema, das uns alle angeht, als Vorgesetzte und als Betroffene. Die künstlerische Auseinandersetzung ist unter diesen Gesichtspunkten nicht nur eine äußerst spannende Angelegenheit, sondern auch eine Verpflichtung. Kunst kann neue Sichtweisen anbieten, und dafür können gerade die Kreativen in der Bundeswehr einen wichtigen Beitrag leisten.
Auslandseinsätze gehören mittlerweile zum Alltag. Die Trennung von Angehörigen ist unvermeidlich. Die Betreuung der Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilbediensteten wird dabei immer mehr an Bedeutung gewinnen, um neben einem angemessenen Freizeitausgleich auch Beziehungsarbeit zu leisten. Die Auseinandersetzung mit der Bundeswehr geschieht zunehmend öffentlich: in Rundfunk und Presse häufen sich Berichte über Freud und Leid im Einsatz, über Ausbildung, Rückkehr und Traumatisierung.
Neben den Pressemeldungen zur Lage sind auch andere Medien gefragt. Ein Medium ist die Kunst. Die Kunst kann nichts verhindern, aber sie kann sensibilisieren. Die Kunst vermag mehrere Ebenen gleichzeitig anzusprechen und findet einen anderen Zugang zum Betrachter. Deshalb ist es wichtig, diesen Kunstwettbewerb der Bundeswehr öffentlich zu machen. Seit 1998 wird der Wettbewerb ausgetragen, vor allem seit 2008 hat er unter neuer Leitung spürbar an Dynamik und Rückhalt gewonnen. Und das trägt Früchte. Mit der ersten Wanderausstellung der Wettbewerbswerke im Jahr 2010 an insgesamt 10 Standorten wird das Kunstprojekt in allen Teilen der Bundeswehr zusehends populärer.
Es bewegt sich also nicht nur die Bundeswehr als Einrichtung, sondern natürlich auch die Teile des Ganzen. Und nur wer bewegt, bewegt etwas. Der Kunstwettbewerb zeigt ein anderes Bild, das wir von der Bundeswehr haben. Es zeigt den untrüglichen Blick derjenigen Menschen, die sich in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben, sei es im Ausland oder bei uns. Es ist auch kein Blick von Künstlern, sondern von betroffenen Menschen, die mit Intensität und sehr hoher Motivation Werke schaffen, die es wahrlich wert sind, öffentlich gezeigt zu werden. Von Jahr zu Jahr wird die künstlerische Qualität spürbar größer und einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den vergangenen Wettbewerben haben sich bereits mit eigenen Werken einen Namen gemacht.
Das alles vermag Kunst. Sie bewegt. Nur wer bewegt, bewegt etwas. In diesem Sinne ist der Kunstwettbewerb der Bundeswehr unter der Schirmherrschaft des Amtschefs des Streitkräfteamtes ein Beweger, ein Katalysator, ein Motivator. Die Veränderung? Der Anfang ist gemacht.
Die vergangenen drei Kunstwettbewerbe der Bundeswehr seit 2006 hatten die Themen Multinationalität, Vereinbarkeit von Dienst und Familie sowie die Frage nach der Mobilität und Veränderung. Den meisten Einsendungen gemeinsam war eine intensive Beschäftigung mit Auslandseinsätzen, obwohl dies durch die Themen nicht vorgegeben war.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, deren Einsätze von den Volksvertretern im Bundestag diskutiert und abgestimmt werden. Bereits 2005 erwähnte der Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seiner Rede zum 50. Jahrestag:
„Der Begriff ‚Parlamentsarmee‘ hat sich für diese enge Verbindung und Verantwortung längst allgemein durchgesetzt. Wir, der Deutsche Bundestag, wissen, dass wir uns auf diese Armee verlassen können. Und die Bundeswehr, unsere Soldatinnen und Soldaten, sollen wissen, dass sie sich auf dieses Parlament verlassen können.“ (26.10.2005)
Weltweit einmalig ist der Umfang, inwieweit der Bundestag Einfluss auf die Bundeswehr besitzt: Zustimmungsvorbehalt bei Bündnisverpflichtungen, Verankerung des Verteidigungsausschusses in der Verfassung, ein eigenes Amt mit Wehrbeauftragten. Weiterhin gilt das Budgetrecht, das bereits 1848 dem Parlament eine wichtige Kontrollfunktion über die Armee gegeben hat. Heute bestimmt das Recht den Umfang und die Fähigkeiten der Streitkräfte mit Zustimmung des Verteidigungsausschusses und des zuständigen Haushaltsausschusses.
Aus all diesen Punkten wird deutlich, dass die Aufgaben und Ziele der Bundeswehr in erster Linie vom Bundestag mitgesteuert werden, der sich aus den gewählten Vertreter der Bürger zusammensetzt. Insofern bekommt der Begriff für Soldaten „Staatsbürger in Uniform“ als Leitbild der Inneren Führung der Bundeswehr eine weitreichende Bedeutung. Die einsatzorientierte Bundeswehr wurde im Mai 2013 zu einem vorrangigen Ziel in der Neuausrichtung der Bundeswehr. Zurzeit sind rund 6000 Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz von insgesamt 185000 sowie 55000 Zivilbeschäftigte.
Im Einsatz für Deutschland… bedeutet nicht nur der Einsatz im Ausland, sondern auch in Deutschland selbst z.B. als Unterstützung bei Flutkatastrophen. Besonders bei solchen Katastrophen wird klar, dass die Bundeswehr ein Teil der Bevölkerung darstellt mit realen Menschen, die helfen. Der Blick ins Ausland und den damit verbundenen Herausforderungen sind für den Einzelnen der Bevölkerung schwer nachvollziehbar – und doch sind die Auswirkungen umso mehr erkennbar. Umso entscheidender ist es, humanitäre Einsätze innerhalb Deutschlands zuzulassen und zu fördern.
Es ist wichtig, die Bundeswehr nicht nur als militärische Einheit zu sehen, sondern als eine Gruppe von Menschen, die genauso als Bevölkerung in Deutschland leben wie diejenigen, die nicht bei der Bundeswehr sind. Spätestens als Reservisten und Veteranen sind ehemalige Bundeswehrangehörige fester Bestandteil der Bevölkerung und verdienen den gleichen Respekt wie andere Berufsgruppen auch.
Dann zeigt sich, ob wir als Gesellschaft in der Lage sind, mit dem Einsatz für Deutschland umzugehen. Das ist auch ein demokratischer Grundgedanke, der mitunter zu kurz kommt. Unverständnis ist die Folge und Desinteresse für die Probleme, die zum Beispiel Soldatinnen und Soldaten mit seelischer Verwundung im Einsatz zu überwinden haben.
»Im Einsatz für Deutschland …« ist auch der Beginn eines Satzes, einer Erinnerung, einer Zukunft. Wie würden Sie den Satz vollenden? Sehen Sie zurück oder nach vorne? Was ist Ihre Geschichte? Was würden Sie sich wünschen, wie der Satz weitergeht?
Auftrag der Bundeswehr ist nicht nur die Verteidigung des Landes sowie Hilfe bei Katastrophen im Inland, sondern auch die Beteiligung an überstaatlichen Bündnissen. Das klingt einfach und ist doch sehr komplex. Die Soldatinnen und Soldaten sind im Einsatz für Deutschland auch im Ausland daheim, aber ihr Zuhause ist Deutschland.
Was bedeutet dann Zuhause, wenn der Einsatz sechs Monate dauert, getrennt von der Familie, den Angehörigen und Freunden? Wo definiert sich Heimat, wenn die Kommunikation nur über Video, E-Mail, Telefon oder Brief funktioniert? Was bedeutet Heimat, wenn die Kameradinnen und Kameraden im Einsatz eine Art eigene Familie bilden?
Daraus ergeben sich große Herausforderungen der Vereinbarkeit zwischen Einsatz, Familie und Kulturunterschieden. Besonders zu Hause in Deutschland sind viele Bundeswehrangehörige noch nicht selbstverständlich akzeptiert. Das gilt nicht nur für Einsatzrückkehrerinnen und -rückkehrer.
Für den Auftrag, den das Parlament der Bundeswehr gibt, ist es zukünftig entscheidend von Bedeutung, wie und auf welche Weise mit den Anforderungen umgegangen wird. Damit ist zum einen die Einsatzsituation gemeint, zum anderen das Verständnis für die Bundeswehr im eigenen Land. Hier ist noch viel Vermittlungsarbeit zu leisten, damit die Bundeswehr und ihre Angehörigen uneingeschränkt und vorbehaltlos als Teil unseres Landes akzeptiert werden. Im Verteidigungsfall sind sie es, die uns schützen und im Einsatz vielfältige Opfer bringen. Und das verdient jeden Respekt.
Die Anfangsbuchstaben des Themas »Akzeptiert. Integriert. Respektiert.« ergeben das Wort „AIR“ (engl.: Luft). So wie wir die Luft zum Atmen brauchen, brauchen wir diesen Dreiklang für ein harmonisches Miteinander in der Welt und Zuhause. Zuhause ist dort, wo die Familie ist. Die Welt kann das nicht ersetzen, nur ergänzen.
Zeigen Sie uns, wie das aussieht. Zeigen Sie uns, wie Sie dies im Alltag und im Einsatz erleben. Zeigen Sie uns, wie Sie sich das vorstellen können.
Der Kunstwettbewerb hat das Thema »MUT« und das Plakat zeigt schon deutlich, was damit alles gemeint ist. Von Zivilcourage über Herzhaftigkeit, Schneid und Tapferkeit, Risikobereitschaft und Kühnheit bis hin zur Furchtlosigkeit werden Eigenschaften dargestellt, die damit in Verbindung stehen.
»Zu allem Großen ist der erste Schritt der Mut« (Goethe). Eine Verbindung des Ausspruchs mit den genannten Eigenschaften zeigt, wie die Bundeswehr und die Bundeswehrangehörigen MUT beweisen. Denn das Große, das über allem steht, ist der Charakter. Der Charakter der einzelnen Soldatin und des Soldaten, aber auch der Charakter der Bundeswehr. MUT zu haben zeigt sich nicht in der Überwindung von ausweglosen Situationen, sondern im Einstehen für andere, im Widersetzen gegen Ungerechtigkeit, im Standpunkt vertreten. Das zeigt sich auch in den parlamentarischen Debatten, welche Funktion die Bundeswehr übernimmt, welche Einsätze genehmigt werden. Es geht darum, dass darüber diskutiert wird. Dies ist ein Geschenk, ein hohes Gut, das Deutschland auszeichnet.
Wo sehen Sie MUT in Ihrem Berufsalltag? Wo begegnen Ihnen Menschen, die MUT zeigen? Wie haben Sie schon einmal MUT bewiesen in Ihrem Beruf? Seien Sie Teil des Kunstwettbewerbs und geben dem Einzelnen einen Namen. Seien Sie mutig und machen Sie mit. Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr beweist seit vielen Jahren, wie wichtig es ist, sich auszudrücken, eine Position zu beziehen, anderen die eigene Situation zu schildern. Es ist ein Gewinn für alle.
MUT ist nicht nur ein Wort. Es ist eine Haltung. Und es ist ein Handeln. Jetzt.
Das Thema Diversität bedeutet in erster Linie nichts anderes als Unterschiedlichkeit anzuerkennen in allen Bereichen. Das klingt erst einmal einfach, ist jedoch komplex. Es geht darum, Vorurteile und Schubladendenken abzubauen.
Diversität beschreibt dabei eine gelebte Vielfalt und ist in der Bundeswehr fest verankert. Bereits 2012 unterzeichnete die Bundeswehr die »Charta der Vielfalt«. Zur Verantwortung gehören Herausforderungen wie zum Beispiel Familienbetreuung, Beeinträchtigungen, zwischenmenschliche Orientierung, religiöse Ausrichtung. Diversität wird dabei meist umschrieben mit Chancengerechtigkeit, Vereinbarkeit von Dienst und Familie, Inklusion, Interkultur. Und so ist ein Grundstein für die Einheit der Bundeswehr, die einzelne Person in ihrer Lebensführung zu schätzen und zu fördern.
Aufgrund der unterschiedlichsten Arbeitsbereiche innerhalb der Bundeswehr bietet kaum ein anderer Arbeitgeber mehr Verbundenheit und Möglichkeiten, sich zu entfalten. Und Möglichkeiten zu haben bedeutet immer Bewegung und Veränderung. Das gilt auch für die Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft. Auch die Gesellschaft kann mit klaren Botschaften die Herzen öffnen für die Staatsbürger_innen in Uniform. Und wenn das gelingt, ist Diversität wirklich gelebte Vielfalt.
Was verbinden Sie mit dem Thema? Wir freuen uns auf ihre persönliche Sichtweise und auf zahlreiche kreative Einsendungen.