Der kleine Punkt im Thementitel ist ganz bewusst gesetzt. Denn es stellt sich die Frage, wo beginnt Unverwundbarkeit und wo endet sie? Für Bundeswehrangehörige ist diese Frage fester Bestandteil des Berufes, der gewählt wurde, ob im Einsatz oder im Büro, ob unterwegs oder stationär. Und das höchste Gut, das Leben, zu schützen ist eine bedeutende Aufgabe, die oft an die Grenzen des Menschlichen geht.
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Vor den Erfahrungen aus dem Auslandseinsatz in Mali oder Afghanistan und den Blicken, Kommentaren und der Ignoranz der Menschen auf dem Weg nach Hause mit der Bahn.
Der Kopf wird durch den alten oder neuen Gefechtshelm geschützt. Stiefel schützen die Knöchel vor dem Umknicken. Kampfhandschuhe schützen die Hände vor Verletzungen und Kälte. Die neue MOBAST Weste (Modulare Ballistische Schutz- und Trageausstattung Soldat), mit der bisher erst wenige Einheiten ausgestattet sind, schützt einen vor 7,62x51mm Gewehrpatronen und Splitterwirkung.
Doch was schützt wirklich mein Herz?
Wenn Soldaten nach dem Auslandseinsatz nachts nicht mehr schlafen können oder Erinnerungen in Alkohol ertränken. Wenn ich freitags mit der Bahn nach Hause fahre und mir oft Ignoranz begegnet, obwohl dies meist noch besser ist als einige Blicke und Kommentare. Nicht viele Soldaten nutzen das Angebot des kostenlosen Bahnfahrens, nicht nur weil Kasernen schlecht angebunden sind, sondern auch weil die Akzeptanz der Mitmenschen oft nicht vorhanden ist.
Wirklich unverwundbar ist keiner, auch nicht mit der besten Schutzausstattung.
Dieses Spannungsfeld aus meiner Sicht darzustellen, war eine große Herausforderung. Aus vielen konstruktiven Gesprächen mit meiner Frau schon während der ersten Vorskizzen entwickelte sich frühzeitig die Idee, das Szenario als 3-teiliges Bild umzusetzen. Tatsächlich stand sie mir bis zum letzten Pinselstrich kritisch und beratend zur Seite und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie opferte ihre Zeit für mich.
Unverwundbar, standhaft und von Moral gestützt, wehrhaft bis zur Belastungsgrenze gegen alle Gefahren wird durch soldatisches Handeln dargestellt. Meinen Kollegen der ZtQ 4.4 dürften einige der dargestellten Gesichter bekannt sein. ;-)
Verborgener Schmerz, Verwundung und gleichzeitig unverwundbar bis hin zur Verarbeitung traumatischer Verwundungen und Depressionen sind in allen 3 Bildteilen zu finden. Dabei bildet die Darstellung des auferstandenen Jesus nach Boticelli das Zentrum von gleichzeitiger Verwundung und Unverwundbarkeit. Der traumatische Anteil findet eher im 3. Bildteil seinen Platz und macht deutlich, dass »füreinander da sein« eine gute Basis für notwendige »Reparaturen« ist.
Die Erkenntnis, das Leben und unsere Welt durch unseren täglichen Einsatz zu schützen, macht uns als Gemeinschaft »un.verwundbar«.
Tastet man im Einsatz im Rahmen der Ersten Hilfe den Körper des verletzten Kameraden ab, so fallen körperliche Wunden schnell auf. Doch wie viele Wunden wir innerlich tragen, wie lange wir sie schon haben und wie tief sie sind, bleibt für andere meistens unsichtbar. Im Einsatz schützen wir unseren Körper mit Ausrüstung und verteidigen ihn mit einer Waffe. Von außen wirken wir hart, stark, verborgen, unverwundbar... Und doch unser Herz verfügt über keinen Plattenträger. Die psychische Verwundbarkeit ist von außen nicht sofort erkennbar. Manche verbergen es sogar bewusst hinter einer Fassade, um keine Sekunde Schwäche zu zeigen. So bleibt die Illusion der Unverwundbarkeit erhalten.
Mit meiner Arbeit möchte ich auf diese unsichtbaren Wunden aufmerksam machen; auf die Soldaten und Soldatinnen, deren Ausrüstung ihre gefühlvolle und menschliche innere Welt nicht beschützen konnte; auf die Soldaten und Soldatinnen, die ihr Bestes geben, obwohl sie mit ihren inneren Wunden teilweise alleine kämpfen müssen. Es zeugt von Stärke, seine Verwundbarkeit zu akzeptieren und öffentlich zu zeigen.
Wenn Du zu lange in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund in Dich hinein.
Friedrich Nietzsche, deutscher Philosoph
Resilienz ist das Immunsystem der Seele. Gegen Krankheiten können wir uns (vorbeugend) stärken oder impfen lassen, aber die psychische Widerstandsfähigkeit darf nicht vergessen und muss trainiert werden.
Auf der einen Seite schon im Kindesalter durch die Eltern und Lehrer, wie z. B. durch Motivation, einer Wertevermittlung, das Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und auch die Sozialkompetenz stärkend, aber auch der Arbeitgeber Bundeswehr muss Verantwortung gegenüber seinen Soldatinnen und Soldaten übernehmen, besonders mit Blick auf die besonderen Belastungen, die der Beruf Soldat/Soldatin mit sich bringt. Dass die Fähigkeit Krisen, Rückschläge, oder Verluste zu meistern trainiert werden muss, gerät gerne in Vergessenheit.
Resiliente Menschen betrachten das eigene Leben niemals ohnmächtig und hilflos. Statt bei Lebenskrisen in Selbstmitleid zu versinken, gibt ihnen ihre Resilienz die Kraft dazu, das Tief zu überwinden und sich den Herausforderungen stellen.
In einer militärischen Formation stehen drei Soldatinnen oder Soldaten in ihren gewohnten Farben hintereinander und viele nebeneinander. »Fertigwerden!«
Die kurzen Gespräche werden eingestellt, wir warten auf den Befehl. »Stillgestanden! Richt euch! Augen geradeaus!« Genau in diesem Moment nehme ich entfernt ein leises Klicken wahr.
Kein Mensch ist unverwundbar. Im Beruf des Soldaten wird jedoch eine besondere Fähigkeit immer wieder herausgestellt: Resilienz.
Resilienz heißt, schwierige Situationen wie Kriege, Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Soldatinnen und Soldaten sollen die körperliche und mentale Kraft besitzen, sich selbst den unterschiedlichsten Situationen anzupassen und Kameradinnen und Kameraden zu schützen.
Das Klicken wird schneller, lauter, kommt näher. Ich stehe in der Mitte der Formation und warte auf die Meldung. Im Augenwinkel sehe ich eine Bewegung auf mich zukommen. Ich bin bereit und halte mit all meiner Kraft dagegen. Ich wünsche, dass das Klicken nach mir verstummt.
Das Kunstwerk »UN.vulnerable« zeigt die Silhouette eines kauernden Menschen im Hintergrund, während im Vordergrund ein voll ausgerüsteter Soldat steht. Dieses Bild symbolisiert die duale Natur des Soldatenseins, indem es die innere Verwundbarkeit und die äußere Stärke visuell kontrastiert. Der Soldat im Vordergrund verkörpert Schutz und Macht, doch die kauernde Figur im Hintergrund erinnert an die menschliche Zerbrechlichkeit, die selbst hinter der stärksten Rüstung verborgen liegt.
»In der Balance aus Stärke und Schmerz, finden sie Kraft und Widerstand im Herz. Soldaten, Helden unserer Zeit, stehen zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit.« Dieser Text wurde auf dem Kunstwerk ins Englische übersetzt und soll sicherstellen, dass sich jeder Soldat dieser Erde damit angesprochen fühlt. Dieses Werk erfasst die Essenz des Soldatenlebens: die ständige Spannung zwischen unerschütterlicher Entschlossenheit und tief verwurzelten Ängsten. Der Soldat mag äußerlich unbesiegbar erscheinen, doch die Silhouette im Hintergrund verweist auf die innere Schlacht, die ebenso wichtig und herausfordernd ist.
»UN.vulnerable« lädt den Betrachter ein, über die komplexe Realität der Soldaten nachzudenken, die täglich mit diesen Gegensätzen leben müssen. Es erinnert uns daran, dass wahre Stärke nicht nur in der physischen Rüstung liegt, sondern auch im Herzen und Geist, die die Belastungen des Soldatenlebens tragen.
Das Werk »un.erschütterlich« zeigt einen Soldaten vor einer stilisierten Landschaft. Die dominanten Farben unterstreichen die Intensität und die Ernsthaftigkeit der Gefahren, die mit dem Beruf einhergehen. Damit steht der Soldat symbolisch für die Opferbereitschaft, die mit dem Dienst verbunden ist. Zudem hebt das Motiv die Individualität sowie die Anonymität der Soldaten gleichermaßen hervor – und zeigt, dass jeder Einzelne auf irgendeine Art verwundbar ist, wobei diese Verwundbarkeit selten gezeigt wird. Die Landschaft im Hintergrund kann als Heimat und Einsatzgebiet gleichermaßen interpretiert werden, was die Omnipräsenz und Vielseitigkeit der Bundeswehr in verschiedenen Umgebungen verdeutlicht.
Die Ärzte im Krieg sind eine ganz besondere Gruppe von Menschen. Ich habe drei Kriege erlebt und viele Schusswunden gesehen und behandelt. Nicht jeder Arzt ist dazu in der Lage, unter solchen Umständen zu arbeiten, und nicht alle Ärzte im Krieg sind Militärärzte. Jeder Tag im Krieg ist wie ein letzter Tag; es gibt kein »Morgen«, nur das Hier und Jetzt. Mit meinem Gemälde möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Ärzte lenken, die unter extrem schwierigen Bedingungen arbeiten und ihr Leben riskieren. Im Hintergrund des Bildes stehen zerstörte Häuser, während ein Arzt erschöpft und müde, aber dennoch mit Instrumenten in der Hand dargestellt ist. Dieses Bild soll die Hingabe und Opferbereitschaft dieser Ärzte im Krieg widerspiegeln. Es erinnert uns daran, ihre Tapferkeit und Selbstlosigkeit zu würdigen. Das bedeutet, dass die Ärzte trotz ihrer Notwendigkeit, unverwundbar zu erscheinen, um anderen zu helfen, auch verwundbar sind.
Mein Bild ist symbolisch mit einem chirurgischen Skalpell gemalt.
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Bei dem vorgegebenen Titel stellt sich unwillkürlich die Frage: Wer oder was ist unverwundbar?
Selbst ein antiker Held wie Achilles hatte seinen wunden Punkt.
Sowohl Menschen, materielle Güter aber auch Werte und Ideale unterliegen der Erosion und aktiven Angriffen. Wenn dies nicht erkannt und aufgezeigt wird und darüber hinaus aktiv für ihren Schutz und ihre Erhaltung eingestanden wird, ist der Fortbestand dieser schützenswerten Güter nicht selbstverständlich. Gerade in der heutigen Zeit mit ihren hybriden Bedrohungen, die jeden Bereich der deutschen Gesellschaft betreffen, ist eine gesamtgesellschaftliche Resilienz, mentale Wehrhaftigkeit und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit notwendig.
Die Unverwundbarkeit unserer Lebensweise und Gesellschaft wird uns nicht geschenkt. Es ist eine beständige Herausforderung und Aufgabe, die nicht nur die Staatsbürger in Uniform, sondern alle Staatsbürger gleichermaßen betrifft.
Dieses Bild mit dem Titel »Farbe bekennen« soll ein Appell sein, gemeinsam mit- und füreinander für unseren Staat und seine Werte einzutreten und ihn vor Verwundung zu schützen.
Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind bisher gesellschaftlich wenig anerkannt und ihre Auswirkungen auf Dritte, im Sinne von Kollateralschäden auf eigentlich Unbeteiligte, oft schwer einschätzbar. Für die Versehrten wie auch für unmittelbar betroffene Angehörige wird viel getan; die Kinder der Geschädigten, deren Leben ebenfalls tangiert wird, geraten mitunter aus dem Blick, wie Gespräche mit Familien uns zeigten. Ihre Verwundbarkeit wird leicht übersehen.
Vor diesem Hintergrund thematisiert die eingereichte Videocollage die psychische Verwundung von Soldatinnen und Soldaten aus der Perspektive von Kindern, deren Eltern während eines Auslandseinsatzes einen »Angriff auf die Seele« erlitten haben. Das Erleben der Kinder (»Du lachst nicht mehr, nur Traurigkeit, verletzte Seele, dein Blick ganz weit.« ...) kontrastiert mit dem Appell an die Erwachsenen: »Wir vergessen unsre Kinder nicht, wir lassen sie niemals allein.«
Sämtliche Elemente der Collage (Text, Vertonung, Rap, Gesang, Fotos und Videosequenzen) sind Beiträge von Mitgliedern des Chores »toninfusion« am Bundeswehrkrankenhaus Berlin mit Unterstützung von Kindern aus ihrem familiären Umfeld.
Der kleine Punkt im Thementitel ist ganz bewusst gesetzt. Denn es stellt sich die Frage, wo beginnt Unverwundbarkeit und wo endet sie? Für Bundeswehrangehörige ist diese Frage fester Bestandteil des Berufes, der gewählt wurde, ob im Einsatz oder im Büro, ob unterwegs oder stationär. Und das höchste Gut, das Leben, zu schützen ist eine bedeutende Aufgabe, die oft an die Grenzen des Menschlichen geht.
Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für viele gesellschaftliche Bereiche: Mensch, Familie, Demokratie, Freiheit. In den unterschiedlichen Lebensbereichen muss tagtäglich daran mitgearbeitet werden, neue Wunden zu vermeiden. Und wir müssen bereit sein, entstandene Versehrtheit mitzutragen und gemeinsam zu überwinden.
Dabei kennt Verwundung keine Unterschiede in Ort und Zeit, in Kultur und Religion. Sie trifft jeden Menschen und jede Nation.
Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr ruft dazu auf, das persönliche Spannungsfeld zwischen Verwundbarkeit und Unverwundbarkeit aufzuzeigen. Machen Sie als Teilnehmende sichtbar, was im Verborgenen liegt. Was nicht gesehen wird und was gesehen werden sollte. Zeigen Sie, was sich ändern kann, was getan werden kann, was wirklich da ist.
Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr feiert 2022 sein 25-jähriges Bestehen. In all der Zeit gab es noch kein so anspruchsvolles Thema wie dieses Mal. Und das ist gut so. Es soll immer eine Herausforderung bleiben, sich gedanklich und kreativ mit einem Thema auseinanderzusetzen, das die Bundeswehr und die Zivilgesellschaft gleichermaßen betrifft.
Was Loyalität mit der Bundeswehr zu tun hat, ist vordergründig klar: Gewissenhaftigkeit, Dienst, Treue. Und Loyalität ist noch mehr: Vertrauen, Freundschaft, Hingabe ohne Selbstaufgabe, mitdenken und kritisch sein. Ja, kritisch sein ist gelebte Loyalität. Vergleichbar mit dem Kameraden, der einem die Wahrheit sagt, wenn es sonst niemand macht. Und in der Familie? Genauso. Einander beistehen in guten und schlechten Tagen – so ist es wünschenswert.
Hier zeigt sich Loyalität ebenso wie bei Soldat/-innen im Einsatz. Der entscheidende Unterschied ist jedoch lebenswichtig: die Bundeswehr als Parlamentsarmee handelt im Auftrag und Loyalität ist die gegenseitige Haltung des Respekts und des Vertrauens. Für die Menschen, für den Auftrag, für das Leben. Gegenseitig.
Auch die Kunst ist eine Form der Loyalität. Immer der Ehrlichkeit verpflichtet, hinterfragt sie Gegebenes, scheinbar Selbstverständliches. Und sie kann Gutes bestärken, Halt geben.
Wie sieht Loyalität in ihrem Berufsalltag aus? Was sehen sie, was andere nicht sehen? Was macht sie stark? Wir freuen uns auf ihre Beiträge zu diesem besonderen Kunstwettbewerb der Bundeswehr.
Der Auftrag der Bundeswehr fordert von den Soldaten und Soldatinnen hohe Einsatzbereitschaft, Mobilität, Flexibilität und Lernbereitschaft. Die Anforderungen, die dabei an sie und ihre Familien gestellt werden, sind in der Regel belastender als die Anforderungen an Beschäftigte anderer Berufsgruppen.
Einsätze der Bundeswehr im Ausland, eine hohe Anzahl dienstlich veranlasster Abwesenheitstage und das Pendeln zwischen Wohn- und Dienstort können mitunter für Familien und Partnerschaften eine besondere Belastung darstellen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn auf Grund dieser Situation der Partner zu Hause gezwungen ist, sich allein um die Kinder, den Haushalt und die anderen Angelegenheiten des täglichen Lebens zu kümmern.
Familien und Partnerschaften sind Kraftquelle und Rückhalt der Soldaten und Soldatinnen. Daher hat die Vereinbarkeit von Familie und Dienst sowohl im Zusammenhang mit den oben beschriebenen Rahmenbedingungen als auch infolge der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung für ihre individuelle Lebensgestaltung einen hohen Stellenwert.
Die Rolle der Frau hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten einer höheren Eigenständigkeit gewandelt. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist ein allgemein anerkanntes gesellschaftliches Ziel. Darüber hinaus zeigt der gesellschaftliche Wandel zentraler Lebensinteressen, dass neben Beruf, Einkommen und Karriere gleichzeitig und gleichwertig Familie, Freizeit und Freundeskreis treten. Damit gewinnt die Familie als Lebensmittel- und Ankerpunkt auch für Soldaten und Soldatinnen überdurchschnittliche Bedeutung.
Einsatzfähigkeit und Auftragserfüllung der Streitkräfte und die Forderungen nach Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften stellen nicht prinzipiell konkurrierende Ziele dar. Sie bilden einen Rahmen, ein Spannungsfeld, in dem sich Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr bewegen und gemeinsam nach Lösungen suchen müssen.
Wie schaffen es die Soldaten und ihre Familien, dieses Spannungsfeld auszuhalten und zu gestalten? Wie schafft es die Bundeswehr, den Herausforderungen der Zeit (demographischer Wandel, Veränderung von Wertvorstellungen in der Gesellschaft) zu begegnen und sich als attraktiver Arbeitgeber zukunftsorientiert weiterzuentwickeln? Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist ein Thema, das uns alle angeht, als Vorgesetzte und als Betroffene. Die künstlerische Auseinandersetzung ist unter diesen Gesichtspunkten nicht nur eine äußerst spannende Angelegenheit, sondern auch eine Verpflichtung. Kunst kann neue Sichtweisen anbieten, und dafür können gerade die Kreativen in der Bundeswehr einen wichtigen Beitrag leisten.
Auslandseinsätze gehören mittlerweile zum Alltag. Die Trennung von Angehörigen ist unvermeidlich. Die Betreuung der Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilbediensteten wird dabei immer mehr an Bedeutung gewinnen, um neben einem angemessenen Freizeitausgleich auch Beziehungsarbeit zu leisten. Die Auseinandersetzung mit der Bundeswehr geschieht zunehmend öffentlich: in Rundfunk und Presse häufen sich Berichte über Freud und Leid im Einsatz, über Ausbildung, Rückkehr und Traumatisierung.
Neben den Pressemeldungen zur Lage sind auch andere Medien gefragt. Ein Medium ist die Kunst. Die Kunst kann nichts verhindern, aber sie kann sensibilisieren. Die Kunst vermag mehrere Ebenen gleichzeitig anzusprechen und findet einen anderen Zugang zum Betrachter. Deshalb ist es wichtig, diesen Kunstwettbewerb der Bundeswehr öffentlich zu machen. Seit 1998 wird der Wettbewerb ausgetragen, vor allem seit 2008 hat er unter neuer Leitung spürbar an Dynamik und Rückhalt gewonnen. Und das trägt Früchte. Mit der ersten Wanderausstellung der Wettbewerbswerke im Jahr 2010 an insgesamt 10 Standorten wird das Kunstprojekt in allen Teilen der Bundeswehr zusehends populärer.
Es bewegt sich also nicht nur die Bundeswehr als Einrichtung, sondern natürlich auch die Teile des Ganzen. Und nur wer bewegt, bewegt etwas. Der Kunstwettbewerb zeigt ein anderes Bild, das wir von der Bundeswehr haben. Es zeigt den untrüglichen Blick derjenigen Menschen, die sich in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben, sei es im Ausland oder bei uns. Es ist auch kein Blick von Künstlern, sondern von betroffenen Menschen, die mit Intensität und sehr hoher Motivation Werke schaffen, die es wahrlich wert sind, öffentlich gezeigt zu werden. Von Jahr zu Jahr wird die künstlerische Qualität spürbar größer und einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den vergangenen Wettbewerben haben sich bereits mit eigenen Werken einen Namen gemacht.
Das alles vermag Kunst. Sie bewegt. Nur wer bewegt, bewegt etwas. In diesem Sinne ist der Kunstwettbewerb der Bundeswehr unter der Schirmherrschaft des Amtschefs des Streitkräfteamtes ein Beweger, ein Katalysator, ein Motivator. Die Veränderung? Der Anfang ist gemacht.
Die vergangenen drei Kunstwettbewerbe der Bundeswehr seit 2006 hatten die Themen Multinationalität, Vereinbarkeit von Dienst und Familie sowie die Frage nach der Mobilität und Veränderung. Den meisten Einsendungen gemeinsam war eine intensive Beschäftigung mit Auslandseinsätzen, obwohl dies durch die Themen nicht vorgegeben war.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, deren Einsätze von den Volksvertretern im Bundestag diskutiert und abgestimmt werden. Bereits 2005 erwähnte der Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seiner Rede zum 50. Jahrestag:
„Der Begriff ‚Parlamentsarmee‘ hat sich für diese enge Verbindung und Verantwortung längst allgemein durchgesetzt. Wir, der Deutsche Bundestag, wissen, dass wir uns auf diese Armee verlassen können. Und die Bundeswehr, unsere Soldatinnen und Soldaten, sollen wissen, dass sie sich auf dieses Parlament verlassen können.“ (26.10.2005)
Weltweit einmalig ist der Umfang, inwieweit der Bundestag Einfluss auf die Bundeswehr besitzt: Zustimmungsvorbehalt bei Bündnisverpflichtungen, Verankerung des Verteidigungsausschusses in der Verfassung, ein eigenes Amt mit Wehrbeauftragten. Weiterhin gilt das Budgetrecht, das bereits 1848 dem Parlament eine wichtige Kontrollfunktion über die Armee gegeben hat. Heute bestimmt das Recht den Umfang und die Fähigkeiten der Streitkräfte mit Zustimmung des Verteidigungsausschusses und des zuständigen Haushaltsausschusses.
Aus all diesen Punkten wird deutlich, dass die Aufgaben und Ziele der Bundeswehr in erster Linie vom Bundestag mitgesteuert werden, der sich aus den gewählten Vertreter der Bürger zusammensetzt. Insofern bekommt der Begriff für Soldaten „Staatsbürger in Uniform“ als Leitbild der Inneren Führung der Bundeswehr eine weitreichende Bedeutung. Die einsatzorientierte Bundeswehr wurde im Mai 2013 zu einem vorrangigen Ziel in der Neuausrichtung der Bundeswehr. Zurzeit sind rund 6000 Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz von insgesamt 185000 sowie 55000 Zivilbeschäftigte.
Im Einsatz für Deutschland… bedeutet nicht nur der Einsatz im Ausland, sondern auch in Deutschland selbst z.B. als Unterstützung bei Flutkatastrophen. Besonders bei solchen Katastrophen wird klar, dass die Bundeswehr ein Teil der Bevölkerung darstellt mit realen Menschen, die helfen. Der Blick ins Ausland und den damit verbundenen Herausforderungen sind für den Einzelnen der Bevölkerung schwer nachvollziehbar – und doch sind die Auswirkungen umso mehr erkennbar. Umso entscheidender ist es, humanitäre Einsätze innerhalb Deutschlands zuzulassen und zu fördern.
Es ist wichtig, die Bundeswehr nicht nur als militärische Einheit zu sehen, sondern als eine Gruppe von Menschen, die genauso als Bevölkerung in Deutschland leben wie diejenigen, die nicht bei der Bundeswehr sind. Spätestens als Reservisten und Veteranen sind ehemalige Bundeswehrangehörige fester Bestandteil der Bevölkerung und verdienen den gleichen Respekt wie andere Berufsgruppen auch.
Dann zeigt sich, ob wir als Gesellschaft in der Lage sind, mit dem Einsatz für Deutschland umzugehen. Das ist auch ein demokratischer Grundgedanke, der mitunter zu kurz kommt. Unverständnis ist die Folge und Desinteresse für die Probleme, die zum Beispiel Soldatinnen und Soldaten mit seelischer Verwundung im Einsatz zu überwinden haben.
»Im Einsatz für Deutschland …« ist auch der Beginn eines Satzes, einer Erinnerung, einer Zukunft. Wie würden Sie den Satz vollenden? Sehen Sie zurück oder nach vorne? Was ist Ihre Geschichte? Was würden Sie sich wünschen, wie der Satz weitergeht?
Auftrag der Bundeswehr ist nicht nur die Verteidigung des Landes sowie Hilfe bei Katastrophen im Inland, sondern auch die Beteiligung an überstaatlichen Bündnissen. Das klingt einfach und ist doch sehr komplex. Die Soldatinnen und Soldaten sind im Einsatz für Deutschland auch im Ausland daheim, aber ihr Zuhause ist Deutschland.
Was bedeutet dann Zuhause, wenn der Einsatz sechs Monate dauert, getrennt von der Familie, den Angehörigen und Freunden? Wo definiert sich Heimat, wenn die Kommunikation nur über Video, E-Mail, Telefon oder Brief funktioniert? Was bedeutet Heimat, wenn die Kameradinnen und Kameraden im Einsatz eine Art eigene Familie bilden?
Daraus ergeben sich große Herausforderungen der Vereinbarkeit zwischen Einsatz, Familie und Kulturunterschieden. Besonders zu Hause in Deutschland sind viele Bundeswehrangehörige noch nicht selbstverständlich akzeptiert. Das gilt nicht nur für Einsatzrückkehrerinnen und -rückkehrer.
Für den Auftrag, den das Parlament der Bundeswehr gibt, ist es zukünftig entscheidend von Bedeutung, wie und auf welche Weise mit den Anforderungen umgegangen wird. Damit ist zum einen die Einsatzsituation gemeint, zum anderen das Verständnis für die Bundeswehr im eigenen Land. Hier ist noch viel Vermittlungsarbeit zu leisten, damit die Bundeswehr und ihre Angehörigen uneingeschränkt und vorbehaltlos als Teil unseres Landes akzeptiert werden. Im Verteidigungsfall sind sie es, die uns schützen und im Einsatz vielfältige Opfer bringen. Und das verdient jeden Respekt.
Die Anfangsbuchstaben des Themas »Akzeptiert. Integriert. Respektiert.« ergeben das Wort „AIR“ (engl.: Luft). So wie wir die Luft zum Atmen brauchen, brauchen wir diesen Dreiklang für ein harmonisches Miteinander in der Welt und Zuhause. Zuhause ist dort, wo die Familie ist. Die Welt kann das nicht ersetzen, nur ergänzen.
Zeigen Sie uns, wie das aussieht. Zeigen Sie uns, wie Sie dies im Alltag und im Einsatz erleben. Zeigen Sie uns, wie Sie sich das vorstellen können.
Der Kunstwettbewerb hat das Thema »MUT« und das Plakat zeigt schon deutlich, was damit alles gemeint ist. Von Zivilcourage über Herzhaftigkeit, Schneid und Tapferkeit, Risikobereitschaft und Kühnheit bis hin zur Furchtlosigkeit werden Eigenschaften dargestellt, die damit in Verbindung stehen.
»Zu allem Großen ist der erste Schritt der Mut« (Goethe). Eine Verbindung des Ausspruchs mit den genannten Eigenschaften zeigt, wie die Bundeswehr und die Bundeswehrangehörigen MUT beweisen. Denn das Große, das über allem steht, ist der Charakter. Der Charakter der einzelnen Soldatin und des Soldaten, aber auch der Charakter der Bundeswehr. MUT zu haben zeigt sich nicht in der Überwindung von ausweglosen Situationen, sondern im Einstehen für andere, im Widersetzen gegen Ungerechtigkeit, im Standpunkt vertreten. Das zeigt sich auch in den parlamentarischen Debatten, welche Funktion die Bundeswehr übernimmt, welche Einsätze genehmigt werden. Es geht darum, dass darüber diskutiert wird. Dies ist ein Geschenk, ein hohes Gut, das Deutschland auszeichnet.
Wo sehen Sie MUT in Ihrem Berufsalltag? Wo begegnen Ihnen Menschen, die MUT zeigen? Wie haben Sie schon einmal MUT bewiesen in Ihrem Beruf? Seien Sie Teil des Kunstwettbewerbs und geben dem Einzelnen einen Namen. Seien Sie mutig und machen Sie mit. Der Kunstwettbewerb der Bundeswehr beweist seit vielen Jahren, wie wichtig es ist, sich auszudrücken, eine Position zu beziehen, anderen die eigene Situation zu schildern. Es ist ein Gewinn für alle.
MUT ist nicht nur ein Wort. Es ist eine Haltung. Und es ist ein Handeln. Jetzt.
Das Thema Diversität bedeutet in erster Linie nichts anderes als Unterschiedlichkeit anzuerkennen in allen Bereichen. Das klingt erst einmal einfach, ist jedoch komplex. Es geht darum, Vorurteile und Schubladendenken abzubauen.
Diversität beschreibt dabei eine gelebte Vielfalt und ist in der Bundeswehr fest verankert. Bereits 2012 unterzeichnete die Bundeswehr die »Charta der Vielfalt«. Zur Verantwortung gehören Herausforderungen wie zum Beispiel Familienbetreuung, Beeinträchtigungen, zwischenmenschliche Orientierung, religiöse Ausrichtung. Diversität wird dabei meist umschrieben mit Chancengerechtigkeit, Vereinbarkeit von Dienst und Familie, Inklusion, Interkultur. Und so ist ein Grundstein für die Einheit der Bundeswehr, die einzelne Person in ihrer Lebensführung zu schätzen und zu fördern.
Aufgrund der unterschiedlichsten Arbeitsbereiche innerhalb der Bundeswehr bietet kaum ein anderer Arbeitgeber mehr Verbundenheit und Möglichkeiten, sich zu entfalten. Und Möglichkeiten zu haben bedeutet immer Bewegung und Veränderung. Das gilt auch für die Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft. Auch die Gesellschaft kann mit klaren Botschaften die Herzen öffnen für die Staatsbürger_innen in Uniform. Und wenn das gelingt, ist Diversität wirklich gelebte Vielfalt.
Was verbinden Sie mit dem Thema? Wir freuen uns auf ihre persönliche Sichtweise und auf zahlreiche kreative Einsendungen.